Kloster und Schloss Bebenhausen
Kloster Bebenhausen, im Schönbuch nahe der Universitätsstadt Tübingen gelegen und ursprünglich ein ausgesprochen reiches Zisterzienserkloster, wurde von den Württemberger Herzögen und späteren Königen teilweise zum Schloss umgebaut und gern während der Jagdsaison benutzt. König Wilhelm II., hielt sich mit seiner Familie oft in Bebenhausen auf, nach dem Sturz der Monarchie im November 1918 wurde dem ehemaligen König, der sich nun nur noch schlicht Herzog von Württemberg nennen durfte, erlaubt, das Schloss auf Lebenszeit zu bewohnen. 1921 starb er hier, seine Witwe Charlotte folgte ihm 1946.
Wenn sich die Jagdgesellschaft des Königs in Bebenhausen aufhielt, wurde jeden Abend ein festliches Souper veranstaltet. Serviert wurden drei Gänge mit insgesamt neun Gerichten und passenden Weinen, ein echter #SchlossGenuss also. Der König ließ dazu Speisekarten anfertigen, die sich erhalten haben und die uns heute genauen Aufschluss über den Ablauf und Speisen geben. Das Personal musste das alles lange Zeit in einer Küche bewältigen, die nur 26 m² groß war, weshalb sie 1913 renoviert und um das Zehnfache vergrößert wurde. Die Küche und Nebenräumlichkeiten blieben bis heute fast unverändert und können besichtigt werden. Während des Themenjahres legt die Dauerausstellung in der Schlossküche Bebenhausens einen besonderen Akzent auf die Gewohnheiten und Regeln rund um Tisch und Tafel im Jagdschloss.
Text: Maik-Sören Hanicz, Schloss Bebenhausen / Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg
Ein Beitrag zu Blogparade #SchlossGenuss
Gewöhnungsbedürftige Leichtigkeit: Zu Gast bei Wilhelm II. von Württemberg
Jagdaufenthalte und Sommerfrischen waren auch bei den Württembergern Gelegenheiten, abseits der steifen Etikette des Hofes Kontakte zu pflegen. Wie privat die Atmosphäre wirklich war, offenbaren die Briefe preußischer Gäste am Hof, die die Sitten beim Württemberger Königspaar ihren Daheimgebliebenen als exotische Erlebnisse schildern.
Drossel unter Papageien
Der bekannteste preußische Besucher im Jagdschloss Bebenhausen war sicherlich der Diplomat Philipp zu Eulenburg, der seine Eindrücke sehr anschaulich in Briefen und Tagebuchnotizen festhielt. Er berichtet von einem Abendessen nach der Jagd: „Abends zum Souper hatte der König den ‚neuen Jagdanzug‘ befohlen […] Ich hatte von dieser Anordnung nichts vorher erfahren und konnte darum die Überraschung ganz auf mich wirken lassen. Die Herren erschienen in kurzer, spinatgrüner Jacke mit gleichfarbigen Sammetaufschlägen, hoher grüner Weste mit Hirschhakenknöpfen, schwarzer Krawatte, hellgelben Kniehosen, grünseidenen Strümpfen und Schnallenschuhen“. In seinem Abendanzug käme er sich dagegen vor, wie eine „Drossel unter Papageien“.
Von Tisch und Tafel für den Hund
Ein weiterer Preuße im engeren Kreise des Königs war Rudolf Thietz. Als Prinzenerzieher hatte er besondere Einblicke in das Leben des Königspaares. Beim zweiten Frühstück, zu dem auch Gäste geladen waren, kamen auch die Hunde des Königs auf ihre Kosten. Mit seiner Gabel tunkte der König etwas Brot in den Soßenrest und steckte sie dann unter den Tisch. Die Spitze verschlangen mit Begeisterung die Leckereien. Doch manches Mal vergaß Wilhelm, dass er seine Spitze schon gefüttert hatte und aß danach mit der Gabel weiter. Serviert wurden bei Besuch mehrere Gänge, war das Königspaar alleine, begnügte man sich aber mit roter Wurst und Kartoffelsalat, des Königs Leibspeise.
Strengere Regeln rund um Tisch und Tafel herrschten für das Dienstpersonal: Abendanzug zum Servierdienst am Abend, Tagesanzug für Botengänge, Fräcke waren jederzeit geschlossen zu halten. Das Essen war nach Rangordnung zu servieren, absolute Stille musste in der Anrichte herrschen.
Zitate aus:, Philipp Graf von Eulenburg: Erlebnisse an deutschen und fremden Höfen. Leipzig: 1934. (http://gutenberg.spiegel.de/buch/erlebnisse-an-deutschen-und-fremden-hofen-2358/1)
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