Royal Wedding in Schloss Sigmaringen – Teil 1: Verlobung
Hochzeiten im Hochadel haben bis heute ihren Reiz nicht verloren, die Trauungen von Kate und William, Harry und Meghan und vielen anderen Königskindern beweisen es. Natürlich ist die kirchliche Zeremonie mit der anschließenden Kutschfahrt der unumstrittene Höhepunkt. Doch auch die Verlobung oder Details wie Hochzeitskleid, Schleier, Blumenschmuck und Festmenü sind schon Wochen vor dem großen Tag Gegenstand des Medieninteresses. Über heutige Hochzeiten im Hochadel sind wir somit bestens informiert, aber wie sieht es mit historischen aus? Und was gab es dabei zu essen? Diesen Fragen gehen wir in Schloss Sigmaringen nach, wo angemeldete Besucher an festen Terminen – das nächste Mal am 17. Oktober 2018 – eine wahrlich königliche Hochzeitstafel nachempfinden können. Dass wir sehr genaue Einblicke erhalten, haben wir nicht zuletzt der Autobiographie „Traum und Leben einer Königin“ zu verdanken, die Königin Maria von Rumänien der Nachwelt hinterlassen hat.
Die liebe Verwandtschaft
Vor rund 125 Jahren fand in einem der größten Stadtschlösser Deutschlands ein Hochzeitsfest statt, das den royal weddings von Familie Windsor und Co. in Nichts nachstand. Am 10. Januar 1893 heiratete nämlich Prinz Ferdinand von Hohenzollern-Sigmaringen auf dem Stammschloss seiner Familie Marie von Edinburgh. Der Sohn von Fürst Leopold und Fürstin Antonia, geborene Infantin von Portugal und Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha, war der designierte Nachfolger des kinderlosen rumänischen Königs Karl I. Die 17-jährige Braut war als Tochter Alfreds von Edinburgh eine Enkelin der englischen Königin Victoria und über ihre Mutter Marija Alexandrowna Romanowa Enkelin des russischen Zaren Alexander II. Beide Brautleute waren zudem Cousins des deutschen Kaisers Wilhelm II.
Eine arrangierte Ehe
Ihre Mutter war eine Anhängerin früher Ehen und sorgte dafür, dass die Töchter möglichst jung unter die Haube kamen. Da Marie, genannt „Missy“, eine Schönheit zu werden versprach und aus bester Familie stammte, war es nicht schwer, geeignete Bewerber zu finden. Trotzdem musste Marija Alexandrowna in Maries Fall einiges an diplomatischem Geschick aufwenden und ihren Gatten sowie Schwiegermutter Victoria überstimmen, die den späteren englischen König George V. bevorzugt hätten. Außerdem schaffte sie es, dass ihre Tochter die Begegnungen mit ihrem Zukünftigen als „romantisches Spiel des Zufalls“ empfand. Erst viel später erkannte Marie, dass alles arrangiert gewesen ist.
Nichtsahnend war sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Ducky einer Einladung des deutschen Kaisers Wilhelm II. und seiner Gattin Augusta Victoria nach Schloss Wilhelmshöhe gefolgt, wo gerade die Kaisermanöver stattfanden. Beim großen Diner kam das Mädchen neben dem rumänischen Kronprinzen zu sitzen. Die beiden verstanden sich gut, Marie gefiel sein Aussehen, und sie fühlte sich sogar von „Nandos“ Schüchternheit angezogen, ansonsten schien ihr alles sehr belanglos.
„Es blieb mir von der Wilhelmshöhe leider nur ein ziemlich summarisches Bild in Erinnerung: das schöne Schloss, seine stilvollen Gärten und der grüne Hintergrund herrlicher Buchenwälder; von der Atmosphäre in den Zimmern mein malvenfarbiges Kleid, Augusta Viktorias Lächeln, des jungen Kronprinzen lachende Schüchternheit und Onkelchens [Prinz Friedrich von Hohenzollern] gemütliche Redeweise voll väterlichen Wohlwollens.“ Als Nächstes traf man sich in München, wo der Prinz der Prinzessin rote Rosen überreichte – am offenen Fenster und bei Mondschein.
Sigmaringen im Frühling
Wenig später wurde in Berlin bei einem großen Bankett auf der Pfaueninsel, das Kaiser Wilhelm II. dem jungen Paar zu Ehren gab, die Verlobung gefeiert. Kurz darauf wurde Marie in Schwaben ihren zukünftigen Schwiegereltern vorgestellt. Es war Frühling, warm und sonnig, Äpfel, Birnen, Pfirsiche und Aprikosen standen in Blüte. Die ersten Eindrücke hätten nicht besser sein können:
„Sigmaringen, dieses trauliche Städtchen liegt abseits von den Straßen des großen Verkehrs. Sein prächtiges feudales Schloss spiegelt seit Jahrhunderten, adlergleich auf einem Felsen thronend, seine Mauern, Tore und Türme in den klaren Wellen der Donau. Hier, ganz nahe der Quelle, ist sie noch ein kleiner Fluss, aber doch derselbe, der als majestätischer Strom seine mächtigen Wassermassen durch jenes weit entfernte Land rollt, über das zu herrschen einer aus jenem Schloss berufen ward. Von Westen nach Osten fließend, durch manche Staaten und über tausend Meilen, verbindet die Donau, ein immer breiter werdendes Band, das alte Heim mit dem neuen.“
Kaffeetafel in der Sommerresidenz
Maries erster Eindruck hätte kaum besser sein können, zumal sie gleich einen Ausflug mit der Kutsche nach Inzigkofen machten. Mit der Säkularisation 1802 war das ehemalige Augustiner-Chorfrauenstift in den Besitz der Sigmaringer Fürsten übergegangen und das ehemalige Amtshaus zur Sommerresidenz umgestaltet worden. Ferdinands Mutter war vor der übrigen Gesellschaft i dem Landhaus:
„Sie empfing uns an einem großen, runden Tisch, der unter der Last verlockend ausgebreiteter Leckerbissen fast zusammenbrach. Der Fürstin, die ihrer zarten Gesundheit wegen eine wählerische Esserin war, wurden alle möglichen guten Sachen vorgesetzt, um ihren Appetit zu reizen. Wir Jungen machten natürlich nicht viele Umstände und aßen mit dem gesunden Hunger unseres Alters. Schwester Baby stopfte in sich, was das Zeug hielt, Alfred kostete einen nach dem anderen der schmackhaften Kuchen, während Mama sich angeregt und liebenswürdig der gastlichen Familie widmete. Über dieser glücklichen Szene schien in all ihrer Pracht die warme Frühlingssonne.“
Dieser erste Empfang fand im kleinen, familiären Rahmen statt. „Die liebliche Landschaft und die warme Begrüßung durch eine Familie, die mich mit offenen Armen willkommen hieß“, hinterließen bei Marie ein lebenslanges Gefühl der Dankbarkeit.
So vollkommen sollte es aber nicht bleiben, die Hochzeit sah etwas anders aus, ebenso das Leben danach. Mehr dazu ist im zweiten Teil dieses Beitrags zu lesen.
Literatur
Maria von Rumänien: Traum und Leben einer Königin. Leipzig: List Verlag, 1935 [u.ö.]. [In den Zitaten wurde die Rechtschreibung der derzeit geltenden Orthographie angepasst.]
Erika Bestenreiner: Die Frauen aus dem Hause Coburg. Aus dem fränkischen Herzogtum auf die Throne Europas. München: Piper Verlag, 2010 [u.ö.].
The Marriage of H.R.H The Princess Marie of Edinburgh with H.R.H Ferdinand, Crown Prince of Roumania at Sigmaringen, January 10, 1893. In: Supplement to The Graphic, London, January 21, 1893.
Ich bin sehr an den Hohenzollern interessiert vor allem an prinz Leopold von Hohenzollern wie ich erfuhr war seine Ehe nicht besonders glücklich
Hallo Frau Stratmann,
entschuldigen Sie bitte unsere späte Reaktion. Die Seite ruht seit einiger Zeit, deswegen ging Ihr Kommentar unter. Demnächst wird sie aber wieder mit neuem Leben erweckt, und da sind solche Rückmeldungen wie Ihre für uns sehr wertvoll.
Wir freuen uns, dass Sie an SchlossGenuss und der Geschichte der Hohenzollern so großes Interesse finden. Würden Sie bei uns gerne mehr über Prinz Leopold lesen? Gerne nehmen wir solche Anregungen auf und versuchen sie umzusetzen. Für Sie könnte auch die Website http://www.hohenzollern-orte.de interessant sein.