Hoch über dem Rhein thront das romantische Schloss Stolzenfels, eins der schönsten Schlösser der Rheinromantik. Unweit von Koblenz findet man das Märchenschloss, welches so verspielt ist, dass es auch von Disney sein könnte, dabei stammt sein heutiges Erscheinungsbild aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es war ein Königsschloss, denn König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erbaute es und die britische Königin Victoria besuchte es. Heute nehme ich Euch auf eine Reise dorthin mit, und auf einen Tee mit Queen Victoria.
Schloss Stolzenfels am Rhein, (c) Eva Adamek
Geschichte des Schlosses Stolzenfels
Dort, wo heute das verspielte Schloss zu sehen ist, stand schon vor Jahrhunderten eine trutzige Burg. Erbaut wurde die Burg Stolzenfels Mitte des 13. Jahrhunderts, zerstört wurde sie im 30-jährigen Krieg. Mehr als 150 Jahre lang verfiel die Burg zu einer Ruine und war unbewohnbar – bis die Stadt Koblenz 1802 die Ruine dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, von 1840 – 1861 preußischer König, schenkte. Zu dieser Zeit war die Rheinromantik auf dem Höhepunkt und prägte den Geschmack der Zeit. Der geheimnisvolle und sagenumwobene Rhein zog zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an. Vor allem bei Briten gehobenen Standes gehörte eine Rheinreise zur Grand Tour, der Bildungsreise durch Europa, die aber fast ausschließlich jungen Männern ermöglicht wurde. Zur Rheinromantik gehörte auch die Verklärung des Mittelalters. Die Herrscher bauten ihre Residenzen im Stil der Neogotik und Neoromanik um, das Mittelalter mit heldenhaften Rittern diente als Vorbild für viele Bauwerke der Zeit.
Schloss Stolzenfels am Rhein, (c) Eva Adamek
Sowohl Friedrich Wilhelm von Preußen als auch sein Cousin Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig waren große Verehrer des Mittelalters und der Burgen am Rhein. Spätestens als sein Cousin die Burg Rheinstein, damals ebenfalls eine verfallene Ruine, in eine prunkvolle und romantisierte Burg nach mittelalterlichem Vorbild umbauen ließ, musste Friedrich Wilhelm mitziehen. Er baute Burg Stolzenfels in ein Schloss um.
Bau des Schlosses Stolzenfels
Das Schloss und der Schlossgarten wurde von den renommiertesten Baumeistern und Architekten seiner Zeit erbaut, dazu gehörten Carl Friedrich Schinkel und Friedrich August Stüler. Sie errichteten auch die Schlösser von Berlin und Potsdam. Die Ruinen der alten Burg wurden in das Schloss integriert, ansonsten wurde das Gebäude im klassizistischen Stil errichtet. Peter Josef Lenné, der bekannteste Gartenarchitekt des 19. Jahrhunderts gestaltete den Garten und den Landschaftspark des Schlosses.
Der Garten von Schloss Stolzenfels, (c) Eva Adamek
1842 wurde der Umbau beendet und Friedrich Wilhelm IV., zur der Zeit schon Preußens König, zog ein. Fortan diente das Schloss Stolzenfels als Sommerresidenz der Hohenzollern. Der König und seine Ehefrau waren aber nur gelegentlich zu Besuch hier, denn zum Wohnen war das Schloss zu klein.
Besuch von Queen Victoria auf Schloss Stolzenfels
Da Schloss Stolzenfels dem preußischen König gehörte, kann man davon ausgehen, dass viele illustre Persönlichkeiten hier zu Gast waren. Die berühmteste Besucherin ist aber Queen Victoria, die Königin von Großbritannien und Irland mit ihrem Ehemann Prinz Albert. Während ihrer Deutschlandreise 1845 verbrachten sie einige Tage auf dem Schloss.
Ein Festbankett wurde zu ihren Ehren veranstaltet, bei dem diverse Vertreter europäischer Königshäuser anwesend waren, so z. B. Friedrich, der Erzherzog von Österreich, der österreichische Kanzler Fürst von Metternich, das Königspaar von Belgien und das Königspaar der Niederlande. Doch Victoria soll in ihren Aufzeichnungen festgehalten haben, dass ein Dinner im kleinen Kreis ihr deutlich besser gefallen hat. Heute kann man im Schloss eine gedeckte Tafel bewundern, wie sie zu dem weniger festlichen Dinner ausgesehen haben könnte.
Nachgestellte Tafel in Schloss Stolzenfels 2018, (c) GDKE, Foto: Ulrich Pfeuffer
Auf der Tafel sieht man einen Margaretenkuchen, er soll eine der beliebtesten Kuchenarten der Biedermeierzeit gewesen sein. Es ist daher gut möglich, dass Queen Victoria einen solchen Margaretenkuchen serviert bekommen hat, entweder als Nachtisch, vielleicht aber auch zur Tea-Time, denn Victoria war eine begeisterte Teetrinkerin. Immerhin soll eine ihrer Hofdamen den Afternoon-Tea erfunden haben: Anna, Duchesse von Bedford war angeblich die erste Adelige, die zwischen dem Lunch und dem Dinner einen Tee mit Häppchen und Gebäck serviert hat, um die Wartezeit und den kleinen Hunger zu überbrücken. Victoria soll das Ritual schnell übernommen haben. Angeblich war sie eine so große Teeliebhaberin, dass sie direkt nach ihrer Krönung die „Times“ und eine Tasse Tee verlangt haben soll.
Schloss Stolzenfels, historische Küche, (c) GDKE, Foto: Wallburger
Margaretenkuchen – nach einem Rezept aus dem 19. Jahrhundert
Ob Queen Victoria auf Schloss Stolzenfels wirklich den Margaretenkuchen genossen hat, weiß heute keiner. Dass es diesen Kuchen in Blumenform schon im 19. Jahrhundert gab, kann ich aber bestätigen, da ich das Rezept in dem “Illustrierten Kochbuch” von Johann Rottenhöfer entdeckt habe. Rottenhöfer war Koch und später Haushofmeister der bayerischen Könige Maximilian II. und Ludwig II. Sein Kochbuch aus dem Jahr 1858 war ein Klassiker der gehobenen Schlossküche und enthält fast 3000 Koch- und Backrezepte, darunter auch den Margaretenkuchen.
Rezept für Margaretenkuchen
Zutaten:
250 g Butter
250 g gemahlene Mandeln (oder 100 g Marzipan)
1 Prise Salz
150 g Zucker
6 Eier
½ Vanilleschote (Mark davon)
200 g Mehl
Für das Topping:
Kuvertüre aus weißer Schokolade
2 TL Aprikosenmarmelade
2 TL gehackte Mandeln (diese habe ich mit Butter und Kurkuma geröstet, damit sie gelb aussehen)
Butter, Mandeln, eine Prise Salz und 50 g Zucker in einer Schüssel zu einem Teig vermischen. Eier trennen und das Eiweiß steifschlagen, den restlichen Zucker langsam unterrühren. Eigelb und Vanillemark in den Butter-Mandel-Teig unterrühren. Danach langsam den Eierschnee unter den Teig rühren. Den Kuchen auf mittlerer Schiene bei 200° C ca. 60 Minuten backen. Damit der Margaretenkuchen seinem Namen Ehre macht, habe ich eine Blumen-Backform gewählt.
Die Idee für die Glasur stammt nicht aus dem alten Kochbuch, sondern aus dem Netz. Nach dem Backen den Kuchen kurz abkühlen lassen, danach die Blütenblätter mit flüssiger weißer Schokokuvertüre bepinseln. Die Mitte der Blüte mit Aprikosenmarmelade bestreichen und mit gehackten Mandeln bestreuen. Wie erwähnt, habe ich die Mandeln geröstet und etwas gefärbt, damit die Mitte der Margerite gelb aussieht.
Margaretenkuchen nach einem alten Rezept, (c) Eva Adamek
Guten Appetit!
Ob mit Tea-Time oder ohne, ein Besuch des Schlosses Stolzenfels ist immer ein Genuss. Denn Stolzenfels ist vielleicht das schönste Schloss am Mittelrhein.
Text und Teile der Fotos
Eva Adamek, als „Burgdame“ bekannte und beliebte Bloggerin
Tea-Time mit Queen Victoria auf Schloss Stolzenfels
Hoch über dem Rhein thront das romantische Schloss Stolzenfels, eins der schönsten Schlösser der Rheinromantik. Unweit von Koblenz findet man das Märchenschloss, welches so verspielt ist, dass es auch von Disney sein könnte, dabei stammt sein heutiges Erscheinungsbild aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es war ein Königsschloss, denn König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erbaute es und die britische Königin Victoria besuchte es. Heute nehme ich Euch auf eine Reise dorthin mit, und auf einen Tee mit Queen Victoria.
Schloss Stolzenfels am Rhein, (c) Eva Adamek
Geschichte des Schlosses Stolzenfels
Dort, wo heute das verspielte Schloss zu sehen ist, stand schon vor Jahrhunderten eine trutzige Burg. Erbaut wurde die Burg Stolzenfels Mitte des 13. Jahrhunderts, zerstört wurde sie im 30-jährigen Krieg. Mehr als 150 Jahre lang verfiel die Burg zu einer Ruine und war unbewohnbar – bis die Stadt Koblenz 1802 die Ruine dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, von 1840 – 1861 preußischer König, schenkte. Zu dieser Zeit war die Rheinromantik auf dem Höhepunkt und prägte den Geschmack der Zeit. Der geheimnisvolle und sagenumwobene Rhein zog zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an. Vor allem bei Briten gehobenen Standes gehörte eine Rheinreise zur Grand Tour, der Bildungsreise durch Europa, die aber fast ausschließlich jungen Männern ermöglicht wurde. Zur Rheinromantik gehörte auch die Verklärung des Mittelalters. Die Herrscher bauten ihre Residenzen im Stil der Neogotik und Neoromanik um, das Mittelalter mit heldenhaften Rittern diente als Vorbild für viele Bauwerke der Zeit.
Schloss Stolzenfels am Rhein, (c) Eva Adamek
Sowohl Friedrich Wilhelm von Preußen als auch sein Cousin Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig waren große Verehrer des Mittelalters und der Burgen am Rhein. Spätestens als sein Cousin die Burg Rheinstein, damals ebenfalls eine verfallene Ruine, in eine prunkvolle und romantisierte Burg nach mittelalterlichem Vorbild umbauen ließ, musste Friedrich Wilhelm mitziehen. Er baute Burg Stolzenfels in ein Schloss um.
Bau des Schlosses Stolzenfels
Das Schloss und der Schlossgarten wurde von den renommiertesten Baumeistern und Architekten seiner Zeit erbaut, dazu gehörten Carl Friedrich Schinkel und Friedrich August Stüler. Sie errichteten auch die Schlösser von Berlin und Potsdam. Die Ruinen der alten Burg wurden in das Schloss integriert, ansonsten wurde das Gebäude im klassizistischen Stil errichtet. Peter Josef Lenné, der bekannteste Gartenarchitekt des 19. Jahrhunderts gestaltete den Garten und den Landschaftspark des Schlosses.
Der Garten von Schloss Stolzenfels, (c) Eva Adamek
1842 wurde der Umbau beendet und Friedrich Wilhelm IV., zur der Zeit schon Preußens König, zog ein. Fortan diente das Schloss Stolzenfels als Sommerresidenz der Hohenzollern. Der König und seine Ehefrau waren aber nur gelegentlich zu Besuch hier, denn zum Wohnen war das Schloss zu klein.
Besuch von Queen Victoria auf Schloss Stolzenfels
Da Schloss Stolzenfels dem preußischen König gehörte, kann man davon ausgehen, dass viele illustre Persönlichkeiten hier zu Gast waren. Die berühmteste Besucherin ist aber Queen Victoria, die Königin von Großbritannien und Irland mit ihrem Ehemann Prinz Albert. Während ihrer Deutschlandreise 1845 verbrachten sie einige Tage auf dem Schloss.
Ein Festbankett wurde zu ihren Ehren veranstaltet, bei dem diverse Vertreter europäischer Königshäuser anwesend waren, so z. B. Friedrich, der Erzherzog von Österreich, der österreichische Kanzler Fürst von Metternich, das Königspaar von Belgien und das Königspaar der Niederlande. Doch Victoria soll in ihren Aufzeichnungen festgehalten haben, dass ein Dinner im kleinen Kreis ihr deutlich besser gefallen hat. Heute kann man im Schloss eine gedeckte Tafel bewundern, wie sie zu dem weniger festlichen Dinner ausgesehen haben könnte.
Nachgestellte Tafel in Schloss Stolzenfels 2018, (c) GDKE, Foto: Ulrich Pfeuffer
Auf der Tafel sieht man einen Margaretenkuchen, er soll eine der beliebtesten Kuchenarten der Biedermeierzeit gewesen sein. Es ist daher gut möglich, dass Queen Victoria einen solchen Margaretenkuchen serviert bekommen hat, entweder als Nachtisch, vielleicht aber auch zur Tea-Time, denn Victoria war eine begeisterte Teetrinkerin. Immerhin soll eine ihrer Hofdamen den Afternoon-Tea erfunden haben: Anna, Duchesse von Bedford war angeblich die erste Adelige, die zwischen dem Lunch und dem Dinner einen Tee mit Häppchen und Gebäck serviert hat, um die Wartezeit und den kleinen Hunger zu überbrücken. Victoria soll das Ritual schnell übernommen haben. Angeblich war sie eine so große Teeliebhaberin, dass sie direkt nach ihrer Krönung die „Times“ und eine Tasse Tee verlangt haben soll.
Schloss Stolzenfels, historische Küche, (c) GDKE, Foto: Wallburger
Margaretenkuchen – nach einem Rezept aus dem 19. Jahrhundert
Ob Queen Victoria auf Schloss Stolzenfels wirklich den Margaretenkuchen genossen hat, weiß heute keiner. Dass es diesen Kuchen in Blumenform schon im 19. Jahrhundert gab, kann ich aber bestätigen, da ich das Rezept in dem “Illustrierten Kochbuch” von Johann Rottenhöfer entdeckt habe. Rottenhöfer war Koch und später Haushofmeister der bayerischen Könige Maximilian II. und Ludwig II. Sein Kochbuch aus dem Jahr 1858 war ein Klassiker der gehobenen Schlossküche und enthält fast 3000 Koch- und Backrezepte, darunter auch den Margaretenkuchen.
Rezept für Margaretenkuchen
Zutaten:
250 g Butter
250 g gemahlene Mandeln (oder 100 g Marzipan)
1 Prise Salz
150 g Zucker
6 Eier
½ Vanilleschote (Mark davon)
200 g Mehl
Für das Topping:
Kuvertüre aus weißer Schokolade
2 TL Aprikosenmarmelade
2 TL gehackte Mandeln (diese habe ich mit Butter und Kurkuma geröstet, damit sie gelb aussehen)
Butter, Mandeln, eine Prise Salz und 50 g Zucker in einer Schüssel zu einem Teig vermischen. Eier trennen und das Eiweiß steifschlagen, den restlichen Zucker langsam unterrühren. Eigelb und Vanillemark in den Butter-Mandel-Teig unterrühren. Danach langsam den Eierschnee unter den Teig rühren. Den Kuchen auf mittlerer Schiene bei 200° C ca. 60 Minuten backen. Damit der Margaretenkuchen seinem Namen Ehre macht, habe ich eine Blumen-Backform gewählt.
Die Idee für die Glasur stammt nicht aus dem alten Kochbuch, sondern aus dem Netz. Nach dem Backen den Kuchen kurz abkühlen lassen, danach die Blütenblätter mit flüssiger weißer Schokokuvertüre bepinseln. Die Mitte der Blüte mit Aprikosenmarmelade bestreichen und mit gehackten Mandeln bestreuen. Wie erwähnt, habe ich die Mandeln geröstet und etwas gefärbt, damit die Mitte der Margerite gelb aussieht.
Margaretenkuchen nach einem alten Rezept, (c) Eva Adamek
Guten Appetit!
Ob mit Tea-Time oder ohne, ein Besuch des Schlosses Stolzenfels ist immer ein Genuss. Denn Stolzenfels ist vielleicht das schönste Schloss am Mittelrhein.
Text und Teile der Fotos
Eva Adamek, als „Burgdame“ bekannte und beliebte Bloggerin