Zu Tisch! Alles was glänzt!
Führung durch die Charlottenburger Silberkammer mit Schlossbereichsleiter Rudolf G. Scharmann
Wie an allen europäischen Höfen verfügten auch die bedeutendsten Schlösser der preußischen Hohenzollern einst über Silberkammern. In ihnen wurde das kostbare Tafelgerät, Gefäße für Silberbuffets aber auch Huldigungsgeschenke, die beim Regierungsantritt oder bei Hochzeiten überreicht wurden, verwahrt.
Der zum regelmäßigen Gebrauch bestimmte Silber- und Goldschatz bestand überwiegend aus Tafelgeräten. Mit Edelmetall gedeckte Tafeln und Büffets waren vom Mittelalter bis zum Ende der großen europäischen Monarchien im 20. Jahrhundert ein unverzichtbarer Bestandteil fürstlicher Repräsentation. Gleichzeitig stellte das Tafelsilber einen jederzeit verfügbaren Teil des fürstlichen Vermögens dar, das in Krisenzeiten eingeschmolzen und zu Münzen gemacht werden konnte. Die Silberkammer war also zugleich Sparbüchse und Geschirrschrank des Hofes.
Im Schloss Charlottenburg wurde ab 1993 wieder eine Silberkammer eingerichtet, die an das traditionsreiche Vorbild im zerstörten Berliner Schloss anknüpft. Einzigartig im Umfang und in seiner kulturhistorischen Bedeutung ist hier der Bestand an historischen Tafelgeräten und Porzellan, der einst in den Silberkammern des preußischen Hofes verwahrt wurden. Zu besonderen Anlässen schmückten diese Schätze die fürstliche Tafel, um den Gästen einen Teil des Staatsschatzes vor Augen zu führen. Darüber hinaus waren einige der Preziosen höfischer Tischkultur auch zum täglichen Gebrauch bestimmt.
Die Charlottenburger Präsentation inszeniert die Tafelgeräte teils als gedeckte Tafel oder auf Schaubüffets. Rund 100 Hofservice sind bisweilen vollständig erhalten und faszinieren durch ihren Farben- und Formenreichtum. Zusammensetzung und Gestaltung der Service spiegeln die Moden, die jeweiligen kulinarischen Vorlieben und zeremoniellen Gepflogenheiten der höfischen Tafel zwischen Barock, Rokoko, Klassizismus, Historismus und Jugendstil. Den Besuchern wird so in anschaulicher Weise der große Aufwand vermittelt, den das preußische Herrscherhaus für die Pracht der Tischkultur über zweihundert Jahre lang betrieb.