#SchlossGenuss in Düsseldorf
Das Goethe-Museum Düsseldorf bzw. die Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung befinden sich im Schloss Jägerhof am östlichen Rand des Düsseldorfer Hofgartens. 1748 unter dem Kurfürsten Carl Theodor zu Pfalz errichtet, liegt es in unmittelbarer Nähe zu „Pempelfort“, dem Landsitz der mit Goethe befreundeten Familie Jacobi. Gut möglich, dass die Freunde dort im Park ihren ganz eigenen #SchlossGenuss erlebten.
Ein Beitrag zur Blogparade #SchlossGenuss von Damian Mallepree, Wiss. Mitarbeiter Goethe-Museum Düsseldorf/Kippenberg-Stiftung
Headerbild: Goethe-Museum Düsseldorf (c) Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung
Ein Goethe-Picknick im Schloss – #SchlossGenuss
Unser Beitrag zur Blogparade #SchlossGenuss ist real-fiktiv. Er widmet sich aber ganz dem realen Genießer Goethe.
Wir schreiben das Jahr 1792. Goethe kommt bei Kälte und Finsternis in Düsseldorf an. Das Wiedersehen mit seinen Freunden ist dafür umso wärmer und freundlicher. Der berühmte Dichter besucht zum zweiten Mal seine Freunde Jacobi in dem ländlichen Teil der kleinen Rheinstadt, in Pempelfort. „Ein freistehendes, geräumiges Haus, in der Nachbarschaft von weitläufigen, wohlgehaltenen Gärten, im Sommer ein Paradies, auch im Winter höchst erfreulich“, schreibt Goethe im Rückblick auf diesen Besuch.
In diese weitläufigen Gärten nehmen wir Euch heute zu einem Goethe-Picknick mit. Die Düssel plätschert durch den Park, alte Kastanien und Buchen rauschen im Wind und schon hören wir auch die kleine Gesellschaft sich nähern, mitsamt ihren Körben und Decken. Goethe läuft in der Mitte, um ihn herum gruppieren sich der Philosoph und Gastgeber Fritz Jacobi, der Dichter Denis Diderot und die Brüder Humboldt. Alle waren sie hier zu Besuch, nur nicht zeitgleich. Schauen wir in die Körbe. Was hat man zu dieser Zeit in der wohlhabenden Bürgerschaft gerne aufgetischt?
Eine gute Flasche Wein. Oder mehrere. Denn eine einzige war der Tageskonsum des Geheimrats Goethe. Zum Frühstück liebte Goethe ein Glas Madeira, zum Mittagessen gönnte er sich gerne etwas Weißwein und zum Abschluss auch einen Dessertwein. Der Weinhändler Ramann aus Erfurt lieferte im Jahr 1806 monatlich etwa 60 Liter Wein nach Weimar. Von seinem Diener und Sekretär Philipp Seidel wissen wir, dass er in den Jahren um 1780 etwa 500 Taler für Küche und Keller jährlich ausgeben konnte. Zum Vergleich: ein Taler hatte 24 Groschen. Für zwei Groschen bekam man ein Pfund Fleisch, die Köchin verdiente 24 Taler pro Jahr, Goethe selbst verdiente in dieser Zeit etwa 1400 Taler, seine Nebeneinkünfte nicht eingerechnet.
Sardellensalat. Den finden wir auch im Korb. Er muss dabei sein, schließlich ist er eine von Goethes Leibspeisen. Ebenso die Frankfurter Grüne Sauce. Aber die wurde fürs Picknick weggelassen. (Wer sie selbst machen will braucht vor allem frische Kräuter: Kerbel, Pimpinelle, Estragon, Borretsch, Petersilie, Sauerampfer, Schnittlauch und Kresse). Stattdessen entdecken wir Teltower Rübchen, kalte Makkaroni und eine Schüssel mit kleinen Krebspastetchen. Sie duften nach Zitrone, Nelke, etwas Dill und auch Lorbeer. Der kleine Goethe hat sie schon gerne gemocht und sich gefreut, wenn sein Großvater gerade frische Flusskrebse gefangen hatte.
Vanilleeis. Klar, bei der Hitze. Vanilleeis? Zu Goethes Zeit gabs natürlich noch keine Eismaschine und keine Tiefkühltruhe. Aber man wusste sich anders zu behelfen. In einem Kübel bestreute man zerstoßenes Eis mit Salz. In diese Eismasse hinein setzte man die Eisbüchse, die dann ganz von Eis umgeben war. Dann konnte man die Vanillemasse umrühren, bis sie am Rand zu frieren begann und schließlich fest war wie harte Butter.
Appetit bekommen? Dann besuchen Sie doch einmal das Jacobihaus in Düsseldorf-Pempelfort oder das nebenan liegende Goethe-Museum im Schloss Jägerhof. Schloss und Genuss liegen hier eng beisammen.
Literatur:
- Bockholt/Frauenberger: Das Johann-Wolfgang-von-Goethe-Kochbuch. Warendorf 1996.
- Grasdorf/Brunner: Zu Tisch mit Goethe. Rezepte aus der Zeit der deutschen Klassiker. Aarau 1995.
- Nagel: Zu Gast bei Goethe. München 1998.
Autor:
Damian Mallepree
Wiss. Mitarbeiter Goethe-Museum Düsseldorf/Kippenberg-Stiftung
Jacobistr. 2
40211 Düsseldorf
0211-899 6 64
damian.mallepree@duesseldorf.de
Lieber Damian,
das ist wirklich ein gar herrliches Zusammentreffen, dass wir uns beide den Herrn Goethe für unseren #SchlossGenuss ausgesucht haben und wahrhaft: der Herr liebte Wein, so manches mal auch einen Johannisberger aus dem Rheingau 😉
Überhaupt: Goethe und der Wein ein schier endloses Thema, denn
Trunken müssen wir alle seyn!
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;
Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend,
So ist es wundervolle Tugend.
Für Sorgen sorgt das liebe Leben
Und Sorgenbrecher sind die Reben.
Liebe Grüße
Anja
Liebe Anja,
wir waren auch total begeistert, das war wirklich ein wunderbares Zusammentreffen, und so nahe lag es ja eigentlich bei einem Thema wie #SchlossGenuss gar nicht. Vielen Dank für Eure beiden Beiträge.
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Anja,
ja, ich freue mich sehr über diese Goethesche Vernetzung bei der Blogparade. Und wenn Du mal in der Nähe des nördlichen Rheins bist, dann komm doch auf jedenfall mal vorbei.
Herzlichen Gruß
Damian