Buchtipp: Burgen ganz aktuell
Zwei wissenschaftliche Neuerscheinungen aus Thüringen
Erntezeit – kürzlich ist bei unserem Teammitglied Andrea Hahn ein Paket aus Rudolstadt angekommen. Darin waren die Belegexemplare von zwei Büchern, die sie für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten betreut hat. In beiden ging es überwiegend um Burgen, das große Thema, das die Stiftung 2024 ins Visier genommen hat.
Stiftungs-Jahrbuch 2024
Wer mit Geschichte zu tun hat, denkt beim Stichwort „Thüringen“ vermutlich gleich an Weimar und die Klassiker, bestenfalls noch an die Wartburg, aber tatsächlich ist das Bundesland ein Land der Burgen. Grund genug für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten 2024 ein Symposium dazu abzuhalten und das im Verlag Schnell & Steiner erschienene Jahrbuch unter den Titel „Burgen im Wandel. Gestalt und Funktion wehrhafter Architektur“ zu stellen.
Im Mittelpunkt des Jahrbuchs 2024 „„Burgen im Wandel. Gestalt und Funktion wehrhafter Architektur““ stehen natürlich thüringische Anlagen, darunter eben die Wartburg (Grit Jacobs), aber auch Schloss Stolzenburg am Rhein wird in Augenschein genommen (Irene Haberland, Doris Fischer). Unter anderem wird Fragen wie denen nach dem möglichen Thüringer Phänomen der Kompaktburgen (Joachim Zeune), der Beeinflussung des Burgenbaus durch kriegerische Auseinandersetzungen (Michael Kirchschlager), der Entwicklung von Wehr- und Wohnformen (G. Ulrich Großmann), zu Thüringer Adelsgeschlechtern und deren Burgenbau in der Romanik (Thomas Bienert) oder der Entwicklung von der Burg zum Schloss (Heiko Laß) nachgegangen. Ein Kapitel, das vor allem Literaturinteressierte faszinieren dürfte, ist eine Abhandlung von Sophie Marshall über den mittelalterlichen Dichter Heinrich von Veldeke, die Burgen in der Literatur und den thüringischen Adel. Auch die Landschaftsgestaltung im Umfeld von Burgen und Ruinen ist Thema (Georg Peter Karn).
Über Burgen hinaus wird in weiteren Beträgen ein eingehender Blick auf das Schloss Wilhelmsthal (Thomas Werner, Kira Dobbe) sowie auf die Klöster Veßra (Susanne Zwicker, Klaus-Peter Wittwar) und Paulinzella (Maria Porske) geworfen. In der Laudatio für den bzw. die Preisträger des Christian-August-Vulpius Preises 2024 erzählt Georg Petern Karn von der Geschichte der Burgruine Henneberg und dem Engagement des Club Henneburg e. V.

Ein spezieller Fall: Torhäuser und Torgebäude
Eine eigene Tagung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten war im Frühjahr davor den Torhäusern von Burgen gewidmet. Aus dieser heraus entstand der Band „Torhäuser auf Burgen des Mittelalters und der frühen Neuzeit“, der kürzlich bei der Deutschen Burgenvereinigung erschien. Nach einer Betrachtung zum Thüringen Niederadel von Uwe Schirmer folgen mehrere Beiträge zur Burg Ranis. So werden deren Baugeschichte (Heiko Pludra), die bauhistorischen Untersuchungen an der Kapelle im Torhaus (Lutz Scherf) und die Auswirkungen des Teilungsvertrags von 1541 auf das Bau- und Raumprogramm des Torhauses (Martin Sladeczek, Klaus-Peter Wittwar) einer eingehenden Betrachtung unterzogen.
Die Wartburg (Ulrich Klein) darf in diesem Zusammenhang natürlich ebenfalls nicht fehlen, aber auch Torhäuser und -bauten in Weimar (Udo Hopf), Gera (Heiko Pludra, Thomas Laubert), Hessen, Sachsen-Anhalt und Sachsen (Ulrich Klein, Reinhard Schmitt, Stefan Reuther, Olaf Karlsson) sind Gegenstand des Bandes. Torhäuser des späten 15. bis mittleren 16. Jahrhunderts werden von Benjamin Rudolph untersucht.
Die beiden Bände bieten ebenso breit gelagerte wie tiefgehende Einblicke in die Welt des Burgenbaus mit Schwerpunkt Thüringen. Wer sich mit Burgen, ihrer Funktion und ihrer Bauweise näher beschäftigen möchte, sollte nicht an ihnen vorbei gehen.

Text
Andrea Hahn | Text & Presse
Service
Burgen im Wandel. Gestalt und Funktion wehrhafter Architektur (Jahrbuch der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten auf das Jahr 2024, Bd. 28), Regensburg: Schnell & Steiner, 2025. ISBN 978-3-7954-9035-5
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (Hrsg.): Torhäuser auf Burgen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Braubach: Deutsche Burgenvereinigung e.V., Braubach 2025. ISBN 978-3-949843-06-8
